„Ziel sollte sein, jungen Menschen den Druck zu nehmen“
Die Gründe, warum sich Menschen einer ästhetisch-plastischen Behandlung unterziehen sind vielfältig. Einigen Eingriffen liegt eine medizinische Indikation zu Grunde, andere sind rein ästhetischer Natur. Auch die Behandlungswünsche ändern sich immer wieder. Seit 14 Jahren gilt die Patientenerhebung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) als wichtiger Indikator für die Erkennung von Trends und Tendenzen im Bereich der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie. So lässt die DGÄPC-Statistik auch 2022 Rückschlüsse auf aktuelle politische Entwicklungen zu und gibt einen deutlichen Anstoß zum Schutz der jungen Zielgruppe. Denn seit geraumer Zeit spielen nicht nur die persönlichen Empfehlung durch Bekannte und die mediale Berichterstattung eine Rolle, sondern auch die Nutzung von Sozialen Medien.

Influencer und Bilder in sozialen Netzwerken vermitteln oftmals einen Eindruck, der mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun hat. Für die Zielgruppe ist nicht immer zu erkennen, ob Bilder bearbeitet bzw. Filter genutzt wurden. Foto: shutterstock.com / Grafiken: DGÄPC
Während Fettabsaugungen und Oberlidstraffungen verstärkt nachgefragt wurden, sank der Wunsch nach Faltenunterspritzungen und Botulinumtoxin-Injektionen. Die DGÄPC führt das u.a. darauf zurück, dass wirtschaftliche Prognosen viele Menschen preissensibler werden lassen, auf Behandlungen verzichten oder auf die Angebote von Beautyketten eingehen, die mit Dumpingangeboten locken. Des Weiteren werde durch Lockerungen bei den Pandemiemaßnahmen wieder mehr Geld für Freizeit- und Reiseaktivitäten ausgegeben.
Brustvergrößerung, Fettabsaugung und Nasen-OP sind die Spitzenreiter bei unter 30-Jährigen
Nach wie vor auf Platz 1 der Behandlungswünsche bei den 18- bis 30-Jährigen ist die Brust-OP. Dabei nimmt die Brustvergrößerung den größten Teil ein. Auf Platz 2 folgt die Fettabsaugung. „Coronapfunde“, die sich im Homeoffice und aufgrund von Bewegungsmangel angesammelt haben, sollen nun, mit Aussicht auf den nächsten Strandurlaub wieder verschwinden. Auch die Beeinflussung der insbesondere jüngeren Zielgruppe durch Social Media spiele hier eine immer größer werdende Rolle. Auf Platz 3 folgen die Nasenkorrekturen. Hier habe sich die Nachfrage über die letzten Jahre kontinuierlich gesteigert.
Enormer Anstieg der Beeinflussung durch Social Media
Während im Jahr 2021 noch 4,0 % der Befragten angaben, dass Posts in den Sozialen Medien den Wunsch nach persönlicher Veränderung verstärken, sind es 2022 bereits 10,6 %. Das erste Mal gaben mit 0,7 % in diesem Jahr auch männliche Umfrageteilnehmer an, sich davon beeinflussen zu lassen. Dr. med. Alexander P. Hilpert, Präsident der DGÄPC sieht diesen Trend mehr als kritisch: „Diese Entwicklung ist für uns Fachärzt*innen der DGÄPC besorgniserregend. Die Perfektion, die von Filtern und spezieller Software auf den sozialen Medien suggeriert wird, ist häufig realitätsfern. Filter strecken die Silhouette, idealisieren Proportionen, befreien die Haut von Makeln, vergrößern Augen und Lippen – teilweise auf eine groteske Art und Weise. Eine Kennzeichnungspflicht, wie bereits in Norwegen und Frankreich, von kommerziell genutzten und durch Software optimierte Bilder, wäre ein wichtiger Schritt. So wird erkennbar: Dieser Körper oder dieses Gesicht ist digital bearbeitet! Ziel sollte sein, jungen Menschen den Druck zu nehmen, einer vermeintlichen Perfektion nachzueifern.“
Quelle: DGÄPC