Mit Diabetes gut vorbereitet in den Urlaub fahren
Endlich raus aus dem oft stressigen Alltag, die Seele baumeln lassen, die Akkus wieder aufladen: die Sommerferien stehen vor der Türe. Doch vor dem Urlaub stehen die Vorbereitungen. Welche Kleidung nimmt man mit? Was muss unbedingt in die Reiseapotheke? Für Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie Diabetes mellitus stellen sich noch ganz andere Fragen, denn die Therapie muss fortgeführt werden: Was bedeuten Klimawechsel und Zeitumstellung für mich? Kann mir im Urlaubsland bei einem Notfall wie einer Unterzuckerung schnell geholfen werden? Sind solche Fragen geklärt, steht einem erholsamen Urlaub nichts mehr im Wege.
„Menschen mit Diabetes Typ 1 oder Typ 2 können bei einer stabilen Stoffwechsellage grundsätzlich genauso verreisen wie jene ohne Stoffwechselerkrankung“, sagt Professor Dr. med. Thomas Haak, Vorstandsmitglied von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und Chefarzt am Diabetes Zentrum Mergentheim. Er rät insbesondere Eltern von Kindern mit Diabetes Typ 1 sowie volljährigen, aber seit Bestehen der Diabeteserkrankung noch reiseunerfahrenen Betroffenen mit Typ 1 oder Typ 2, im Vorfeld mit dem diabetologischen Behandlungsteam zu besprechen, was für den Urlaub bedacht, organisiert und geplant werden sollte. Hierbei spielen unter anderem folgende Fragen eine Rolle: Sind Reiseart und Urlaubsziel geeignet? Wie groß muss der Vorrat an Medikamenten und Hilfsmitteln sein, die rund um die Diabetestherapie benötigt werden und was ist dafür gegebenenfalls mit der Ärztin oder dem Arzt und mit der Krankenkasse vorab zu besprechen? „Wir raten, die Reiseart an die körperliche Leistungsfähigkeit und entsprechende Vorerfahrungen anzupassen“, so Professor Haak. Zum Beispiel stelle ein Aktivurlaub mit dem Erlernen einer neuen Sportart höhere Anforderungen an die körperliche Belastbarkeit als eine Entspannungsreise.
Glukosespiegel immer im Auge behalten
Darüber hinaus können klimatische Veränderungen und Zeitzonenwechsel den Stoffwechsel und die Diabetestherapie stark beeinflussen: Während einer Kreuzfahrt mit Aufenthalten in tropischen Ländern kann sich die Glukosetoleranz verschlechtern: Nach den Mahlzeiten kann es daher zu einem stärkeren Glukoseanstieg als gewohnt kommen. In extremer Kälte oder Höhe hingegen entgleist der Stoffwechsel schneller als zu Hause. „Zudem verursachen Flug, Zeitverschiebung und eine neue Umgebung bei vielen Menschen Stress, der den Glukosespiegel ansteigen lassen kann“, betont Professor Haak. Darauf müssen Menschen mit Diabetes zeitnah reagieren, indem sie beispielsweise mehr Kohlenhydrate zu sich nehmen oder die Insulin- beziehungsweise Tablettenmenge erhöhen. „Hingegen kann sich bei intensiven Sportarten wie Bergsteigen oder Wassersport die übliche Insulindosis deutlich verringern“, erklärt der Diabetologe. Um extreme Glukoseschwankungen zu vermeiden, empfiehlt er, die Glukosewerte während der Reise häufiger zu überprüfen als zu Hause.
Medikamente sicher und kühl transportieren – Diabetes-Pass nicht vergessen
Vor dem Antritt der Reise sind folgende Fragen zu klären: Wie bringe ich den benötigten Therapievorrat im Reisegepäck unter? Was muss ich beim Transport von Diabetesmedikamenten bei der Anreise, aber auch bei der Lagerung vor Ort beachten? Bekomme ich in einer Notfallsituation im Ausland die gleiche Behandlung wie in Deutschland? „Menschen mit Diabetes nehmen idealerweise die zwei- bis dreifache Menge des voraussichtlichen Therapiebedarfs mit“, rät Professor Haak. Damit die Medikamente sicher am Reiseziel ankommen, sollten sie in einer Kühltasche transportiert und auch in der Unterkunft kühl gelagert werden. Bei Flugreisen muss zudem eine Bescheinigung zum Mitführen von Insulin und Co. ins Handgepäck. Für den Notfall empfiehlt es sich, stets einen internationalen Diabetes-Pass oder ein Dokument in der Landessprache des Urlaubslandes bei sich zu tragen, das über die bestehende Diabetes-Erkrankung Auskunft gibt.
Quelle: Deutsche Diabetes-Hilfe e.V.