medi fördert Rückengesundheit am Arbeitsplatz
Seit 2002 steht der 15. März für den bundesweiten Tag der Rückengesundheit. Veranstaltet wird er vom Bundesverband deutscher Rückenschulen e. V. und der Aktion Gesunder Rücken (AGR) e.V. (1) Im Interview, das uns medi, Hersteller von Medizinprodukten, zur Verfügung stellt, gibt Physiotherapeut und Ergonomie-Berater Frank Schulte hilfreiche Tipps für gesundes Arbeiten und mehr Wohlbefinden im Allgemeinen.
Herr Schulte, statistisch gesehen leidet in Deutschland jeder Dritte öfter oder ständig an Rückenschmerzen. (1) Hat sich das Ihrer Erfahrung nach durch Corona verschlimmert?
Frank Schulte: „Durchaus! Seit der Corona-Pandemie arbeiten mehr Menschen als je zuvor von zu Hause aus – oftmals ohne geeignetes Mobiliar, beispielsweise am Küchen- oder Couchtisch. Auch der Bewegungsradius ist eingeschränkter: viele kleinere Wege wie der Gang ins Büro, zum Drucker oder zu den Arbeitskollegen in andere Abteilungen entfallen. Ausreichend Bewegung kommt meist zu kurz. Die Folgen können Verspannungen und Schmerzen im Nacken und Rücken sein.“
Was können Mitarbeiter aktiv zur Vorbeugung beitragen?
Frank Schulte: „Zweierlei ist im Arbeitsalltag entscheidend: Erstens die Haltung im Sitzen häufig dynamisch verändern und zwischen Sitzen, Stehen und Bewegen variieren. Diese dynamischen Haltungswechsel trainieren die Rückenmuskulatur auf natürliche Weise, fördern die Durchblutung der Muskulatur und sorgen für eine bessere Versorgung der Bandscheiben mit Nährstoffen. Beispielsweise können Mitarbeiter Telefonate im Stehen absolvieren oder im Zimmer umhergehen. Je öfter die Sitzposition geändert wird, desto gesünder ist dies für den gesamten Bewegungsapparat. Beim Sitzen unbedingt darauf achten, aufrecht zu sitzen und einen Rundrücken zu vermeiden. Zweitens immer wieder Bewegungspausen einlegen, sich dehnen, Ausfallschritte machen oder kurze Spaziergänge. Bewegung ist das A und O. Dies hilft auch, Stress abzubauen, Energie zu tanken und den Kopf freizubekommen – um danach wieder entspannter und konzentrierter an die Arbeit gehen zu können, egal ob im Büro oder Homeoffice.“
Nach wie vielen Stunden empfehlen Sie eine Pause?
Frank Schulte: „Das ist individuell verschieden und richtet sich nach dem Grad der Anstrengung. Bei einseitiger Belastung, wie ständiger Bildschirmarbeit, sind kurze Pausen wichtiger als bei vielfältigen Aufgaben mit unterschiedlichen Anforderungen. Aus meiner Erfahrung ist es sinnvoll, alle zwei Stunden eine kurze Pause à fünf Minuten einzulegen. Bei sich wiederholenden Aufgaben, wie sie in der Produktion oder Logistik vorkommen, sollten individuelle Ausgleichsübungen integriert werden. Das sind Übungen in die entgegengesetzte Richtung der sonst einseitigen Belastung. Auch Schulungen zu richtiger Hebe- und Tragetechnik können bei vielen Berufen sinnvoll sein.“
Welche Sportarten sind besonders rückenfreundlich beziehungsweise stärken den Rücken explizit?
Frank Schulte: „Generell hilft Sport, um Beschwerden vorzubeugen oder sie zumindest zu reduzieren – doch nicht alle Disziplinen und nicht jede Art, sie zu betreiben, sind gleichermaßen gut für den Rücken. Meinen Patienten empfehle ich besonders Schwimmen, Radfahren, Nordic Walken oder Reiten. Für Patienten, die bereits an Rückenproblemen leiden, ist Tanzen eine gute Möglichkeit, um trotz Beschwerden aktiv zu bleiben. Tanzen schult die Körperwahrnehmung und sorgt für eine aufrechtere Haltung, höhere Beweglichkeit und bessere Koordination. Belastender für den Rücken und deshalb nur bedingt geeignet sind Sportarten mit ruckartigen Bewegungen wie Tennis, Ski Alpin oder Golf. Am wichtigsten ist es allerdings, Spaß bei der Bewegung zu haben – nur dann bleibt man langfristig auch dabei.“
Gibt es weitere Möglichkeiten, um den Rücken zu entlasten?
Frank Schulte: „Schmerzt der Rücken durch Fehlbelastungen oder Verspannungen, sind auch Orthesen, wie die Lumbamed plus von medi, eine sinnvolle Ergänzung: Sie können helfen, Muskelverspannungen abzubauen und Schmerzen zu lindern. Zusätzlich tragen Orthesen dazu bei, die Wirbelsäule zu stabilisieren, in dem sie neben der passiven Stabilisierung auch einen aktivierenden Muskelreiz setzen können, und die Mobilität des Patienten durch die Schmerzlinderung zu verbessern.“
Wie sollte ein optimal eingerichteter Arbeitsplatz aussehen, um Schmerzen einzudämmen?
Frank Schulte: „Ein ergonomischer Arbeitsplatz sollte so gestaltet sein, dass das Mobiliar, die Technik und die Umgebungsbedingungen wie Beleuchtung oder Raumklima die Mitarbeiter vor gesundheitlichen Schäden bewahren – im gewerblichen wie kaufmännischen Bereich. Dem Bürostuhl kommt dabei die größte Bedeutung zu. Der optimale Stuhl muss individuell anpassbar sein, den natürlichen Verlauf der Wirbelsäule abstützen und vor Fehlhaltungen schützen. Des Weiteren ist ein höhenverstellbarer Tisch wichtig, der häufige Haltungswechsel ermöglicht und Fehlhaltungen verhindert, indem er sich ideal an die Körpergröße anpassen lässt – und Arbeiten im Stehen ermöglicht. medi hat hier bereits gute Standards. Im Bereich der Produktion empfehle ich besonders angebotene Arbeitshilfen zu nutzen wie höhenverstellbare Wendebretter, Stehmatten, Steh- oder Hebehilfen.“
Spielt die Anordnung der Arbeitsmittel am Tisch auch eine Rolle?
Frank Schulte: „Absolut! Die Arbeitsfläche muss groß genug sein, sodass Bildschirm, Tastatur, Maus oder sonstige Utensilien flexibel aufgestellt werden können. Häufig genutzte Arbeitsmittel sollten möglichst zentral im Blickfeld liegen beziehungsweise zum Greifen nah sein. Zudem sollte der Bildschirm so stehen, dass er sich direkt im Blickfeld des Mitarbeiters befindet und er sich nicht ständig drehen oder verrenken muss. Außerdem sollte der Bildschirm nach hinten geneigt sein, um einen entspannteren Blick auf die Bildschirmoberfläche zu gewährleisten.“
Welche weiteren Angebote runden das Thema körperliche sowie mentale Gesundheit bei modernen Unternehmen ab?
Frank Schulte: „Arbeitgeber können mit folgenden Maßnahmen entscheidend zur körperlichen und psychischen Gesundheit ihrer Mitarbeiter beitragen: gesundes, abwechslungsreiches Kantinenessen und Angebote zur Stressbewältigung und sportlichen Betätigung. Beispielsweise haben bei medi alle Mitarbeiter die Möglichkeit, regelmäßig das hauseigene Sportstudio in Anspruch zu nehmen. Die Angebote sind zeitlich meist so gelegt, dass auch Mitarbeiter im Schichtbetrieb dies wahrnehmen können. Ich selbst bin einmal pro Woche vor Ort und helfe bei akuten Beschwerden in den Bereichen manuelle Therapie, Mobilisation, funktionelle Übungen und Faszien-Therapie. Es wird in Unternehmen allgemein viel getan, um die Gesundheit von Mitarbeitern zu erhalten und zu fördern – und so auch Anreize für potenzielle neue Mitarbeiter zu schaffen.“
Informationsbroschüren zur Rückengesundheit sind bei medi erhältlich.
Quelle:
- Statistiken zu Rückenschmerzen | Statista (Letzter Zugriff: 24.02.2023)