Körper

HyperhidroseLaser- und Radiofrequenz­behandlungen

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Je nach Schweregrad der Hyperhidrose gibt es verschiedene Behandlungsmethoden

Schwitzen ist ein ganz normaler Vorgang des Körpers. Für Menschen mit Hyperhidrose ist er allerdings mit großem Leidensdruck verbunden. Im Interview klärt Dr. Jens Altmann, leitender Arzt der Bodenseeklinik und Generalsekretär der Internationalen Gesellschaft für Ästhetische Medizin (IGÄM e.V.), über die wichtigsten Fakten der Hyperhidrose auf.

Dr. Altmann ist spezialisiert auf das gesamte Spektrum der Plastischen Chirurgie mit Brustchirurgie, Fettabsaugungen sowie auf Körperstraffungsoperationen und Gesichtschirurgie. Fotos: Bodenseeklinik GmbH /shutterstock.com

Herr Dr. Altmann, ab welcher Menge Schweiß kann man sagen, dass Schwitzen krankhaft

Dr. Jens Altmann: „Es gibt keine definierte Schweißmenge, ab der wir von krankhaft sprechen. Es sind eher die Fehlfunktion des Schwitzens und der Leidensdruck des Patienten, die bestimmen, ob man von Hyperhidrose spricht oder nicht. Menschen mit Hyperhidrose schwitzen nicht nur bei Hitze oder wenn sie sich anstrengen. Sie sitzen mit durchgeschwitzter Bluse im Meeting, begrüßen andere mit schweißnassen Händen und tragen ungern T-Shirts, auf denen Schweißflecken gut sichtbar sind. Das Sozialleben und die Lebensqualität leiden bei Hyperhidrose. Die Betroffenen vermeiden zur Begrüßung den Händedruck, fühlen sich unwohl und machen sich ständig Sorgen, dass sie unangenehm riechen oder andere Menschen Schweißränder entdecken.“

Botox hat sich als Behandlung gegen Schwitzen bewährt. Wo kann man überall Botox spritzen, um Schwitzen zu verhindern? Wie hoch sind die Kosten?

Dr. Jens Altmann: „Prinzipiell funktioniert der Eingriff für alle, die sich an ihrer Schweißbildung stören. Auch Menschen, die unter Hyperhidrosis Axillaris, also der übermäßigen Schweißproduktion unter den Achseln, leiden, können mit einer Botox-Injektion kurzzeitig Abhilfe schaffen. Die Botoxinjektion gegen Schwitzen funktioniert auch an anderen Hautarealen, wie den Händen oder den Füßen. Die Kosten für eine Botoxbehandlung beginnen bei circa 800 Euro, sie muss allerdings nach einigen Monaten wiederholt werden.“

Gibt es Patienten, denen Sie eher eine Absaugung oder Verödung der Schweißdrüsen empfehlen würden und kein Botox? Wo liegen die Vor- und Nachteile dieser Behandlungen?

Dr. Jens Altmann: „Wenn die Schweißproduktion dauerhaft gehemmt werden soll, ist der Einsatz von anderen Verfahren, wie die operative Absaugung der Schweißdrüsen oder miraDry®, empfehlenswert. Eine Schweißdrüsenabsaugung findet in der Regel ambulant und unter örtlicher Betäubung statt. Ähnlich wie bei einer Fettabsaugung wird zunächst eine Tumeszenzlösung unter die Achselhaut gespritzt, wodurch das Gewebe anschwillt. Nach kurzer Einwirkzeit werden die Schweißdrüsen über dünne Kanülen direkt unter der Haut herausgesaugt. Generell handelt es sich bei einer Schweißdrüsenabsaugung um einen risikoarmen chirurgischen Eingriff. Der Patient sollte sich allerdings im Nachgang fünf bis sieben Tage Ruhe gönnen. In seltenen Fällen kann es unter anderem zu Schwellungen, lokalen Infektionen oder Wundheilungsstörungen kommen. Bei miraDry® handelt es sich um eine minimalinvasive Methode, durch die Achselschweiß und -haare dauerhaft durch Mikrowellenenergie reduziert werden. Zunächst werden die Achselpartien lokal betäubt und die Achselhaut anschließend mit einem Handstück bearbeitet. Es strahlt Mikrowellenenergie aus und erreicht, dass die Region sich aufheizt und die Schweißdrüsen durch die Hitze zerstört werden. Das Schöne ist: Einmal zerstörte Schweißdrüsen bilden sich nicht nach. Die Patienten müssen sich keine Sorgen vor der ausströmenden Wärme machen – die Hautoberfläche wird durch das Handgerät gekühlt. Nach der Behandlung ist der Patient sofort wieder gesellschaftsfähig. Welche Behandlungsoption für den Patienten passend ist, sollte immer in einem individuellen Beratungsgespräch besprochen werden. Der Vorteil des miraDry®-Verfahrens ist, dass sich Patienten keiner Operation unterziehen müssen, aber dennoch ein dauerhafter Effekt erzielt werden kann.“

Was halten Sie von „Morpheus 8“? Eine Behandlungsmethode, die mithilfe von Nadeln und Radiofrequenzenergie die Schweißdrüsen zerstören.

Dr. Jens Altmann: „Bei dem Verfahren ‚Morpheus 8‘ werden die Schweißdrüsen mittels Radiofrequenz behandelt. Bei der Behandlung dringen kleine Nadeln in die Hautschicht im Bereich der Schweißdrüsen ein. Anschließend wird die Radiofrequenzenergie in die Hautschicht verteilt, um dort mittels Wärmebildung die Schweißdrüse zu zerstören. Dadurch sollen die Schweißdrüsen dauerhaft gehemmt werden. Generell stehe ich dem Einsatz von Radiofrequenz in diesem Bereich sehr positiv gegenüber. Dennoch empfehle ich Patienten im minimalinvasiven Bereich das miraDry®-Verfahren, da es durch die amerikanische Gesundheitsbehörde (FDA) zur Behandlung von übermäßigem Schwitzen zugelassen und CE-zertifiziert ist. In internationalen Studien sind außerdem Zufriedenheitsraten von circa 90 Prozent beschrieben und auch von meinen Patienten erhalte ich durchweg ein positives Feedback zu diesem Verfahren.“

Gibt es neue Behandlungsmethoden, die übermäßiges Schwitzen verhindern und die Sie empfehlen könnten?

Dr. Jens Altmann: „Es werden immer wieder neue Behandlungsmethoden wie z. B. die Radiofrequenz beworben. Generell sollten aber nur zertifizierte Behandlungen, die wissenschaftlich belegt sind angeboten werden.“

Kann es Nachteile haben, die Schweißdrüsen zu zerstören oder lahmzulegen? 

Dr. Jens Altmann: „Eine Überhitzung des Körpers droht durch die Behandlungen nicht, da an den nicht behandelten Partien Schweiß produziert und die Körpertemperatur so reguliert wird.“

Gibt es noch andere Behandlungsmethoden, beispielsweise medikamentös, mit denen man übermäßiges Schwitzen in den Griff bekommen kann?

Dr. Jens Altmann: „Die meisten Medikamente gegen übermäßiges Schwitzen sind rezeptpflichtig und demnach nur nach ärztlicher Absprache einzunehmen. Dazu zählen Tabletten mit Atropin und Oxybutyin oder Anticholinergika. Durch die Medikamente wird die Wirkung von Acetylcholin – einem Botenstoff im Blut, der die Schweißproduktion anregt – gehemmt. Generell gibt es einige Nebenwirkungen wie unter anderem Mundtrockenheit, Magenschmerzen oder Herzrasen zu beachten. Zudem gibt es eine Reihe an Kontraindikationen: Beispielsweise für Patienten, die an Augen und Herzerkrankungen leiden, ist die Einnahme dieser Medikamente nicht zu empfehlen. Bei leichten Formen von Hyperhidrose können freiverkäufliche Tabletten mit Salbei eine Alternative darstellen. Diese Medikamente enthalten Antihidrotika, die der Schweißbildung entgegenwirken. Es gibt zudem homöopathische Mittel mit pflanzlichen Bestandteilen, welche die Tätigkeit der Schweißdrüsen regulieren können.“

Ein anderes Leidensthema in Verbindung mit Schweiß ist die Bromhidrose. Wie entsteht diese Krankheit? Behandelt man Sie anders als eine Hyperhidrose? 

Dr. Jens Altmann: „Bei Bromhidrose handelt es sich um eine seltene Variante der Hyperhidrose, welche sich insbesondere an einem markanten Schweißgeruch erkennen lässt. Der unangenehme Körpergeruch wird durch Zersetzung von Bakterien und Hefen von Schweißdrüsensekreten und Zelltrümmern verursacht. Generell kann auch die Bromhidrose durch die genannten Verfahren behandelt werden.“

Behandeln Sie auch Patienten, die nicht an einer Hyperhidrose leiden, denen Schwitzen aber lästig ist? Wem würden Sie von einer Behandlung grundsätzlich abraten?

Dr. Jens Altmann: „Patienten denen das Schwitzen lediglich ‚lästig‘ ist – also, die nicht an Hyperhidrose leiden – empfehle ich meist keine Absaugung der Schweißdrüsen, da es sich um eine Operation handelt. In solchen Fällen rate ich daher meist zu den risikoarmen Varianten – also Botox oder miraDry®.“

Quelle: Bodenseeklinik GmbH

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