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Hüft- und Knieprothesen: Welche Befestigung im Knochen ist die beste?

Ziel der Implantation eines künstlichen Hüft- und Kniegelenks ist die dauerhafte und stabile Verankerung der Prothese im Knochen. Nur so ist eine schmerzfreie Belastung des Kunstgelenks über idealerweise mehr als 20 Jahre möglich. Zur Auswahl stehen die sogenannte „Press-Fit“-Befestigung direkt in das Knochenlager hinein sowie ein „Formschluss“ mittels der sogenannten Zementierung. Beide Verfahren haben sich in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt.

Welche Verankerungsart gewählt wird, hängt von vielen Faktoren ab. Foto: shutterstock.com/SciePro

Laut dem soeben veröffentlichten Jahresbericht 2022 des Endoprothesenregisters Deutschland (EPRD) zementieren Orthopädinnen und Orthopäden aktuell 95% der Kniegelenks-Totalendoprothesen und 90% der Teilersätze. [1] Künstliche Hüftgelenke wiederum werden überwiegend – in 77% der Fälle – direkt in den Knochen hineingepresst. Die Vor- und Nachteile des jeweiligen Verfahrens und aktuelle Erkenntnisse, welche Art der Verankerung wem heute zu empfehlen ist, waren Themen beim 24. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik, der vom 9. bis 10. Dezember 2022 in Frankfurt am Main stattfand.

„Welche Verankerungsart wir für den Gelenkersatz wählen, ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig“,
sagte Privat-Dozentin Dr. med. Anne Postler, Oberärztin der Sektion Knie am Universitäts-Centrum für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie, Dresden. „Zu diesen zählen etwa das Alter und Geschlecht unserer Patientinnen und Patienten, die Qualität des Knochens von Hüfte und Oberschenkel sowie das Körpergewicht.“ Bei der „Press-Fit“-Verankerung verklemmen die Ärztinnen und Ärzte das Implantat quasi im Knochen. „Das Knochenlager wird dazu vorher passend zu den Abmessungen der Prothese in etwas kleinerer Größe vorbereitet“, erläuterte die Orthopädin und Unfallchirurgin. Dies erzeugt einen sofortigen Halt. „Durch das darauffolgende Anwachsen des Knochens an die Implantatoberfläche wird die Prothese dann dauerhaft verankert.“

Bei der Zementierung erfolgt die Befestigung im Knochenlager durch eine selbstaushärtende Kunststoffverbindung, Polymethylmethacrylat (PMMA). Dazu wird das zunächst zähflüssige Kunststoffgemisch in den vorbereiteten Knochen eingebracht und die Prothese sofort darin verankert. Nach wenigen Minuten ist der PMMA ausgehärtet und das Ersatzgelenk durch den exakten Formschluss fest fixiert. Dies bedeutet auch, dass die frisch Operierten ihr Kunstgelenk sofort belasten dürfen. Das im Grunde unkomplizierte Verfahren habe aber auch Nachteile: „Müssen wir die Prothese wechseln, gilt es, zunächst den alten Zement aus dem Knochenlager zu entfernen. Ist er tief in die umgebende Knochenstruktur mit den Knochenbälkchen, der sogenannten Spongiosa, eingedrungen, kann dies sehr aufwendig und schwierig sein. Zudem geht dabei mitunter weiterer Knochen verloren.“

„Ist die Knochenqualität gut, wählen wir für die Erstimplantation einer Hüftprothese bei allen, die jünger als etwa 65 bis 70 Jahre alt sind, soweit möglich, die zementfreie Verankerung.“ Anne Postler ergänzte: „Aus dem EPRD wissen wir, dass eine zementfreie Verankerung des Prothesenschaftes ab dem 75. Lebensjahr bei Osteoporose und Adipositas eine höhere Ausfallwahrscheinlichkeit hat.“

Beim Kniegelenksersatz gibt es laut EPRD einen anhaltenden Trend zu vollzementierten Verankerungen: 95% der Knietotalendoprothesen und 90% der Teilversorgungen, sogenannte unikondyläre Implantate oder Schlittenprothesen, werden schon bei der Erstimplantation komplett zementiert. Für die zementierte Verankerung der Oberflächenprothesen sprechen die guten Langzeitergebnisse der Prothesen im Vergleich zu den zementfreien Knieprothesen, sagte Postler.

„Welche Verankerungsart wir letztendlich wählen, entscheiden wir gemeinsam mit unseren Patientinnen und Patienten. Mit berücksichtigt werden deren Lebensalter, Geschlecht, Knochenqualität, aber auch die Ergebnisse des EPRD und Daten aus wichtigen klinischen Studien“, sagte auch Privatdozent Dr. med. Stephan Kirschner, Präsident der AE und Direktor der Klinik für Orthopädie, ViDia Christliche Kliniken Karlsruhe.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik

Literatur

1. EPRD Das Endoprothesenregister Deutschland, Jahresbericht 2022: http://www.eprd.de/de/downloads-1/berichte

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