BORRELIOSE DER HAUT
Zecken gehören zu den Spinnentieren, die neben der gefürchteten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) auch noch einige seltenere infektiöse Erkrankungen übertragen können. Am häufigsten ist dabei die Borreliose, von der schätzungsweise 20 Prozent der Zecken in Endemiegebieten infiziert sind. Bei Borreliose handelt es sich um eine Multisystemerkrankung, die das muskuloskelettale System, das Nervensystem, das Herz und auch die Haut betreffen kann. Wie sich dies konkret auswirkt und welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen, weiß Prof. Dr. Dr. Johannes Ring, Facharzt für Dermatologie und Allergologie aus dem renommierten HAUT- UND LASERZENTRUM AN DER OPER in München.
Infektionsweg und Inkubationszeit der Borreliose
In Deutschland tritt kutane Borreliose, also die Borreliose der Haut, mit einer Häufigkeit von ca. 0,6 Prozent auf. Lediglich 16 Prozent der Betroffenen können sich an einen Zeckenstich erinnern. „Dabei muss die Zecke, die beim Biss Blut aus dem befallenen Organismus saugt und Speichel mit möglichen Infektionserregern injiziert, zwölf bis 24 Stunden Kontakt zum befallenen Organismus haben“, weiß Prof. Dr. Dr. Ring. Es ist deshalb angeraten, das Tier nach einem Zeckenbiss schnellstmöglich zu entfernen. Am besten geschieht dies durch eine leicht drehende Bewegung mit einer sogenannten Zeckenzange, damit auch die Fühler mit entfernt werden und ein Ausquetschen verhindert wird. Die bevorzugten Monate für Zeckenstiche sind April bis September. Risikogruppen umfassen neben Forst- und Landwirten alle Menschen, die sich häufig in der Natur oder im Wald aufhalten.
Kutane BorrelioseDie mit Abstand häufigste Form der Borreliose ist die Wanderröte (Erythema migrans). Symptome zeigen sich innerhalb von sieben bis 14 Tagen am Ort des Zeckenstichs als rundlich ovales, scharf begrenztes rötliches Areal mit leicht bläulichem Einschlag und sichtbarer Zeckeneinstichstelle im Zentrum. Charakteristisch ist außerdem die langsam nach außen hin wachsende Ringform mit zentraler Abblassung. Die Hautveränderung kann unterschiedlich lange bestehen und eine erhebliche Größe von mindestens fünf Zentimetern (Durchmesser) annehmen, macht in der Regel aber keinerlei bzw. nur wenig Symptome. „In Einzelfällen wird lediglich über milden Juckreiz oder Missempfindungen geklagt. Selten kann es zu einer schmerzhaften Neuritis im betroffenen Areal kommen“, erklärt Ring. „Manche Patienten entwickeln aber auch unspezifische milde Allgemeinsymptome, wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Muskel- oder Kopfschmerzen.“
Diagnostik
Neben der sorgfältigen dermatologischen Anamnese sind bei Verdacht auf eine Borrelieninfektion serologische Tests das Mittel der Wahl, wie ELISA (Enzyme-linked Immunosorbent Assay). „Diese Tests können spezifische Antikörper unterschiedlicher Immunoglobulin-Klassen gegen Borrelien ausfindig machen“, weiß der Hautarzt. Wichtig bei der Anforderung einer Borrelienserologie ist die Bestimmung von Antikörpern der Klasse IgG und IgM. IgM-Antikörper sind typisch für frühe Stadien der Borrelioseinfektion, während IgG-Antikörper über lange Zeit nachweisbar bleiben. „Leider ist die serologische Labordiagnostik jedoch nicht geeignet, um den klinischen Verlauf der kutanen Borreliose eindeutig zu verfolgen bzw. Aussagen zur Prognose zu geben“, so Ring.
Therapie und Infektionsschutz
Die Behandlung der kutanen Borreliose erfolgt durch Gabe von Antibiotika. „Einige Patienten klagen jedoch trotz ausreichender antibiotischer Behandlung auch nach über sechs Monaten noch über unspezifische Beschwerden wie Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Kopfweh, Abgeschlagenheit, Missempfindungen, Schlafstörungen sowie neurokognitive Symptome“, weiß der Professor. Diese Langzeitbeschwerden, auch als „Post Treatment Borreliosis Syndrom“ bezeichnet, treten vorrangig bei älteren Frauen mit Begleiterkrankungen, aber auch bei psychosomatischen Störungen wie Depression oder Angstzuständen auf. Wer denkt, eine wiederholte antibiotische Behandlung könne dann helfen, irrt leider. „Das muss mit den Betroffenen dann offen diskutiert werden“, rät Ring. Leider steht zur Behandlung der Borreliose bzw. zur Prävention noch kein wirksamer Impfstoff zur Verfügung. „Um sich vor Borreliose zu schützen, helfen einzig und allein Sicherheitsvorkehrungen, wie das Tragen protektiver Kleidung im Wald, Vermeidung von Kontakt zu zeckenbefallenen Haus- und Wildtieren sowie eine geeignete Gartenpflege (keine hohen Wiesen, kurzer Rasen, Entfernung von Laub etc.).“