Alltag wieder im Griff – motorisierte MyoPro® Orthese bewegt gelähmte Arme und Hände
Wenn Gliedmaßen infolge einer Erkrankung oder eines Unfalls ihren Zweck nicht mehr erfüllen konnten, mussten Betroffene diesen Umstand lange Zeit mehr oder weniger als endgültig hinnehmen. „Vor der Entwicklung moderner Medizin bedeutete die Lähmung oder Bewegungseinschränkung eines Körperteils auch den permanenten Ausfall dazugehöriger Funktionen“, erklärt John Frijters, Geschäftsführer der Myomo Europe GmbH. „Beeinträchtigte Menschen waren ab diesem Moment in ihrer Selbstständigkeit stark eingeschränkt und vermehrt auf fremde Hilfe angewiesen.“ Dank technischer Fortschritte und neuer Erkenntnisse auf dem Gebiet der Bionik lassen sich inzwischen gelähmte Gliedmaßen wie beispielsweise Arme und Hände mithilfe einer myoelektrischen Orthese wieder in Bewegung setzen.
Jahrtausendelang kamen beim Verlust von Hand, Fuß oder Gliedmaßen Prothesen zum Einsatz. Sie dienten jedoch vornehmlich der Ästhetik und selbst wenn sie ein Körperteil vergleichsweise gut imitierten, konnte von einer weitestgehenden Wiederherstellung verlorengegangener Funktionen längst noch nicht die Rede sein. „Mit wachsenden Erkenntnissen über die menschliche Anatomie und Neurologie sowie Fortschritten in der Sensorik, der Halbleiter- und Motortechnologie ließen sich myoelektrische Prothesen herstellen. Im Gegensatz zu früheren Hilfsmitteln konnten sie elektrische Spannungen auf der Haut messen und dadurch das Körperersatzteil in Bewegung setzen“, so Frijters. Von hier an war es der natürliche nächste Schritt, auch Extremitäten wieder bewegungsfähig zu machen, die noch mit dem Körper verbunden sind, aber ihren Zweck nicht mehr erfüllen können. Frijters erklärt: „In diesem Fall kommen myoelektrische Orthesen zum Einsatz, die auf den bisherigen Entwicklungen aufbauen. Bei einem System wie MyoPro® handelt es sich nicht um sogenannte Ersatzobjekte, sondern um ein modernes Hilfsmittel, das sich beispielsweise entlang von Arm und Hand anbringen lässt und deren Funktion wiederherstellt.“
Zukunftstechnik schon heute
Nach Schlaganfällen, Verletzungen des Plexus brachialis, infantiler Zerebralparese und Querschnittslähmungen ist die Funktionalität von Körperteilen zwar oft beeinträchtigt – jedoch finden nach wie vor schwache Muskelkontraktionen statt. Die dabei entstehenden Spannungen lassen sich auf der Haut messen. „Genau hier kommen myoelektrische Orthesen zum Einsatz. Sie unterstützen Arme und Hände in ihren Aktionen“, weiß Frijters. Myomo, ein Unternehmen für medizinische Robotik, entwickelte die hierfür notwendige Technik in Zusammenarbeit mit dem Massachusetts Institute of Technology. Dabei entstand das Orthesen-System MyoPro, das mit sensiblen Sensoren ausgestattet ist, die elektrische Impulse auf der Hautoberfläche erfassen und weiterleiten. Leistungsfähige Motoren übersetzen die übermittelten Informationen in Bewegung, wodurch Betroffene ihre oberen Gliedmaßen wieder mobilisieren können.
Zunehmend filigran
Wie weit die Technik sich entwickelt hat, zeigt sich am Grad der Individualisierung. „Sensoren und Motoren befinden sich mittlerweile auf einem technisch so fortgeschrittenen Niveau, dass sie unterschiedlich starke Signale wahrnehmen und in entsprechende Aktionen übersetzen können“, so Frijters. „Die Technik ermöglicht somit das Heben des Armes, das Strecken des Ellenbogens sowie das zielgerichtete Öffnen der Hände und das Greifen und Halten von Objekten. Anwender benötigen hierfür ein sechs- bis zwölfmonatiges Training, das neben dem korrekten An- und Ablegen des Gerätes auch dessen gezielte Steuerung beinhaltet. Zusätzlich lässt sich das Hilfsmittel auf die individuellen körperlichen Besonderheiten jedes Nutzers anpassen, wodurch Bewegungen mit der Zeit immer fließender und filigraner vollzogen werden können.“ Bei entsprechender Eignung übernehmen gesetzliche Krankenkassen nicht nur die Kosten für das System, sondern auch für das dazugehörige Training.
Quelle: www.myomo.de/