5 Fragen zu Lipödemen – zwischen Irrtümern und Wahrheit
Wie viele Frauen in Deutschland an einem Lipödem leiden, lässt sich kaum sagen, denn häufig wird das Krankheitsbild mit einer Veranlagung zu Übergewicht gleichgesetzt. Dabei handelt es sich um unterschiedliche Problematiken, auch wenn in beiden Fällen die vermehrte Anlagerung von Fettgewebe gegeben ist. „Wenn die Diagnose Lipödem zweifelsfrei besteht, ist es wichtig, möglichst früh mit einer richtigen Behandlung zu beginnen, um Schmerzen und anderen Beschwerden entgegenzuwirken“, weiß Dr. med. Joachim Graf von Finckenstein, plastischer und ästhetischer Chirurg und Leiter der Praxisklinik in den Seearkaden Starnberg, und beantwortet die häufigsten Fragen zur Krankheit.
Handelt es sich bei Lipödemen wirklich um eine Krankheit?
„Ja, das Lipödem ist eine Krankheit, die mit schweren Verläufen einhergehen kann. Sprüche wie ‚Iss weniger‘ helfen jedoch keinem. Das Problem liegt darin, dass die Symptome anfangs eher unspezifisch ausfallen und häufig auf einfaches Übergewicht geschoben werden. Sowohl Übergewichtige als auch Lipödemerkrankte besitzen in der Regel mehr Fettgewebe, insofern liegt beides nahe beisammen. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass die Fettzellen bei einem Lipödem den Lymphrückfluss behindern und sich Wasser anstaut, was zu Schmerzen führt. Zwar ist die genaue Ursache der Krankheit bisher ungeklärt, aber viele Experten vermuten einen hormonellen Auslöser beziehungsweise eine anlagebedingt Veränderung der Fettzellen im Zusammenspiel mit den Lymphbahnen.“
Wie können Betroffene die Fettverteilungsstörung erkennen?
„Eine offizielle und sichere Diagnose kann selbstverständlich nur ein Arzt stellen, aber es gibt erste Anzeichen, die Betroffene selbst erkennen können. So schmerzen Arme oder Beine meist stark und schwellen im Laufe des Tages an. Sie werden in diesen Fällen als schwer empfunden. Trifft dies zu, bietet sich der sogenannte paradoxe Kneiftest an. Gesunde Menschen verspüren einen Kniff in der Beininnenseite als schmerzhafter als an der Beinaußenseite. Bei Lipödempatienten ist es genau andersherum.“
Können Lipödeme durch Sport und Diäten verschwinden?
„Regelmäßige Bewegung und eine bewusste Ernährung lindern die Symptome. Allerdings können sie ein Lipödem nicht verhindern oder gar heilen, da sich das krankhafte Fettgewebe nicht wegtrainieren lässt. Sportarten, die das Lymphsystem anregen und gleichzeitig die Gelenke schonen, wie zum Beispiel Schwimmen oder auch Trampolinspringen, helfen dabei, Schmerzen zu lindern. Betroffene sollten sich möglichst salzarm ernähren, da das Mineral Wasser in den Zellen bindet. Durch diese Einlagerungen werden betroffene Bereiche empfindlicher. Da Fettsucht und Lipödem nahe beieinander liegen, empfiehlt sich zudem eine kalorienarme Ernährung.“
Warum wird ein Lipödem als Frauenkrankheit bezeichnet?
„Lipödeme treten fast ausschließlich bei Frauen auf. Wahrscheinlich spielt der weibliche Hormonspiegel eine Rolle – oftmals bilden sie sich während oder nach der Pubertät, einer Schwangerschaft sowie den Wechseljahren. Entsteht bei Männern ein Lipödem, steht es in Verbindung mit anderen Erkrankungen, wie beispielsweise einem Testosteronmangel durch einen Leberschaden.“
Welche Behandlungsmethoden helfen?
„Es gibt verschiedene konservative Methoden, um die Beschwerden eines Lipödems zu lindern. So helfen beispielsweise Kompressionsstrümpfe oder Lymphdrainagen dabei, angestautes Wasser aus dem Gewebe abzutransportieren und so die Schmerzen zeitweise zu mindern. Diese Behandlung lindert die Symptome, behebt allerdings nicht die Ursache der Probleme und ist deshalb oftmals frustrierend für die betroffene Person. Für langfristige Linderung sorgt nur eine Fettabsaugung. Bei diesem Eingriff wird das krankhafte Gewebe dauerhaft entfernt. Allerdings kann besonders in fortgeschrittenen Stadien nur mit mehreren Sitzungen ein nachhaltiger Erfolg erzielt werden. Danach sollten weitere Schritte erfolgen, wie die Wiederaufnahme von Sport, eine Diätberatung sowie eine eventuelle