Hyperhidrose – wenn Schwitzen krankhaft ist
Für die einen ist der Sommer die schönste Zeit im Jahr, für andere eine Qual. Szenenwechsel: Während im Fitnessstudio auf dem einen Laufband seit einer Stunde „der frische Morgen“ trainiert, sieht es nebenan so aus, als wäre nach 5 Minuten bereits ein Marathon absolviert. Das Problem in beiden Fällen: übermäßiges Schwitzen (Hyperhidrose). In Deutschland leiden rund 1,5 Millionen Menschen darunter. Trotzdem ist die Erkrankung immer noch ein Tabuthema. Dr. Stefan Rapprich, Facharzt für Dermatologie und Phlebologie in der „Hautmedizin Bad Soden“ klärt über Ursache und Behandlung von Hyperhidrose auf.
Schwitzen kühlt den Körper und scheidet Schadstoffe aus, ist somit also lebenswichtig. Wenn Schwitzen jedoch krankhaft ist, spricht man von „Hyperhidrose“. Hier gilt es, zwei Formen zu unterscheiden: Bei der primären Hyperhidrose liegt eine Fehlfunktion des Zentrums im Gehirn, das für die Regulation der Körpertemperatur zuständig ist, vor. Betroffene produzieren im Vergleich zu gesunden Menschen die rund fünffache Menge an Schweiß. Zum Beispiel an den Händen, an den Achseln, aber auch am Kopf, am Rumpf oder an den Füßen. Bei der sekundären Hyperhidrose liegt eine an Erkrankung zu Grunde, z.B. Diabetes oder durch Übergewicht (Adipositas). Eine Fehlfunktion der Schilddrüse, die Wechseljahre oder bestimmte Medikamenten können zu der Krankheit führen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Bei Botulinum-Injektionen wird mit feinen Kanülen Botulinumtoxin unter das betroffene Areal unter den Achseln, an Händen, Füßen oder auch der Stirn gespritzt. Die Wirkung hält mehrere Monate an und kann dann wiederholt werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Schweißdrüsenentfernung mittels Saugkürettage. Diese wird beispielsweise mittels Tumeszenz-Lokalanästhesie durchgeführt. Nach Injektion der Tumeszenz-Lösung in den Achselbereich lösen sich die Schweißdrüsen von dem umliegenden Gewebe, so dass im Anschluss eine schonende Absaugung über feine Kanülen möglich ist. Die entfernten Schweißdrüsen bilden sich nicht mehr zurück und die künftige Schweißproduktion kann dauerhaft um bis zu 80 Prozent vermindert werden. Ein Teil der Schweißdrüsen verbleibt im Gewebe, so dass eine natürliche Schweißbildung zur Kühlung des Körpers gewährleistet ist. Je nach Aufwand könne die Behandlung ambulant durchgeführt werden. Patienten sollten nach dem Eingriff für eine Woche spezielle Kompressionskleidung tragen und sich schonen.
Weiterführende Infos: www.hautmedizin-badsoden.de