Haut

Laser | Radiofrequenz­ | Ultraschall

„Es können in einem Treatment alle drei Schichten der Haut behandelt werden“

Interview mit Prof. Dr. med. Christine Müller-Christmann (Heidelberg)

Professor Dr. Christine Müller-Christmann ist eine renommierte Fachärztin für Dermatologie und Venerologie, die u.a. für ihre herausragenden Beiträge auf dem Gebiet der Entwicklung von diagnostischen Verfahren zur Erkennung von Hautkrebs mittels künstlicher Intelligenz zur außerplanmäßigen Professorin der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg berufen wurde und über 100 wissenschaftliche Artikel und Buchbeiträge publiziert hat. Nach langjähriger Tätigkeit als Oberärztin an der Universitäts-Hautklinik Heidelberg leitet sie seit kurzem die eigene Privatpraxis „Sensamed“ mit Standorten in Heidelberg und (demnächst) Mannheim, wo sie sich besonders auf Venenerkrankungen, ästhetische Dermatologie und Lasermedizin spezialisiert hat. Wir sprachen mit Prof. Müller-Christmann über ihren Schritt in die Selbständigkeit und ihre praktischen Erfahrungen mit dem Fraxel®-Lasersystem sowie dem monopolaren Radiofrequenzgerät Thermage® FLX.

Prof. Dr. med. Christine Müller-Christmann

MÄC: Frau Prof. Müller­Christmann, wie haben Sie Ihren Wechsel von der Klinik in die eigene Praxis erlebt?

Prof. Müller­Christmann: Man hört sich natürlich im Vorfeld bei Kolleginnen und Kollegen um, die diesen Schritt bereits vollzogen haben, und hat dann schon eine Vorstellung von der Größe der Herausforderung. Es ist gerade im ersten Jahr eine enorme Anstrengung, aber inzwischen läuft es in Heidelberg richtig rund. In Mannheim liegen wir ein gutes Stück hinter dem ursprünglichen Zeitplan und ich kann in diesem Zusammenhang allen angehenden Niedergelassenen gleich einen guten Tipp geben: sollten Sie jemals planen, in einem denkmalgeschützten Gebäude etwas umzubauen – lassen Sie es lieber! (lacht)

MÄC: Wie sind Sie bei der kostspieligen Erstausstattung mit den entspre­ chenden Geräten bzw. Systemen vorgegangen, was waren da die wichtigsten Kriterien für eine Anschaffung?

Prof. Müller­Christmann: Das ist eine sehr gute Frage, denn wenn man mit der Recherche beginnt, merkt man erst, wie riesengroß und unübersichtlich dieser Markt tatsächlich ist – und natürlich macht Ihnen jeder Hersteller in seiner Marketingprosa die großartigsten Versprechungen. Ich habe meine weitere Suche dann von der Frage leiten lassen, was für die Patienten heutzutage attraktiv und wichtig ist. Und die meisten Patienten wollen einfach frischer aussehen, die wollen ein ebenmäßiges und glattes Hautbild haben und evtl. an bestimmten Zonen des Körpers eine Straffung – und das alles möglichst minimalinvasiv und ohne Downtime.

Neben dem, was die Geräte können sollten, war es mir auch sehr wichtig, nicht irgendeinem kurzfristigen Hype aufzusitzen, sondern einen etablierten Hersteller zu finden, dessen Marktstellung mir garantiert, dass ich einen zuverlässigen Partner habe, auf den ich mich auch serviceseitig langjährig verlassen kann. Zudem sollten auch die konkreten Geräte selbst schon einige Zeit auf dem Markt gewesen sein, so dass es Langzeiterfahrungen sowohl mit den Behandlungsergebnissen als auch mit dem jeweiligen Amortisierungshorizont gab.

MÄC: Und diese intensive Marktanalyse hat Sie dann u.a. zu dem Fraxel­Laser und zu Thermage FLX gebracht?

Prof. Müller­Christmann: Ja, genau. Bei diesen beiden Geräten hat für uns einfach alles gestimmt: zum einen adressieren die beiden Systeme – einzeln, aber auch in Kombination – präzise die bereits angesprochenen Patientenwünsche, zum zweiten weist die Herstellerfirma (Solta Medical – die Red.) im einem insgesamt aktuell eher schwierigen Marktumfeld für energiebasierte Geräte, wo einige Hersteller eher schrumpfen, trotzdem weltweit beeindruckende Wachstumszahlen auf, und zum dritten sind diese auch bei Kolleginnen und Kollegen hoch anerkannten Marken bzw. Systeme tatsächlich bereits seit über 20 Jahren auf dem Markt etabliert und erfolgreich – was im doch recht schnelllebigen Ästhetikmarkt alles andere als selbstverständlich ist. Und entsprechend dieser langen Marktpräsenz gibt es auch zu beiden Systemen jeweils über 50 klinische Studien, die die Wirksamkeit und Verträglichkeit der damit möglichen Treatments evidenzbasiert bestätigen.

MÄC: Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an dem Fraxel­Laser? Bei welchen Indikationen setzen sie ihn hauptsächlich ein?

Prof. Müller­Christmann: Der Fraxel Dual Laser ist ein fraktionierter, aufgrund der verwendeten Wellenlängen nicht-ablativer Laser zur gezielten Hauterneuerung. Fraktioniert heißt, dass die Haut nur punktuell gelasert und eben nicht ablativ die oberste Hautschicht komplett abgetragen wird. Dadurch verhindern wir zum einen die Krustenbildung, die bei ablativen Methoden unvermeidlich zu einer erheblichen Downtime führt, und können auch unerwünschte Wirkungen wie Pigmentierungsstörungen ausschließen, die bei ablativen Methoden gerade bei Personen mit einem dunkleren Hauttyp leider recht häufig sind.

Eine weitere Besonderheit ist, dass in diesem Lasersystem zwei Wellenlängen integriert sind. Das ist zum einen ein Thulium-Laser mit einer Wellenlänge von 1927 Nanometer, mit dem man mit einer Eindringtiefe von 0,3 mm sehr oberflächlich, d.h. im Bereich der Epidermis, lasern kann. Und zusätzlich habe ich einen Erbium:Glass-Laser mit einer Wellenlänge von 1550 Nanometer, mit dem man mit einer Eindringtiefe von bis zu 1,6 mm tiefer, d.h. im Bereich der Dermis, lasern kann. Dadurch ergeben sich auch die Indikationen für die Behandlung. Also bei Patienten, die ihre Pigmentierungen wie Altersflecken o.ä. reduzieren wollen, lasere ich oberflächlich mit den 1927 nm, und bei Patienten, die eine Faltenreduktion und/oder Hautstraffung wünschen, gehe ich mit den 1550 nm mehr in die Tiefe und rege dort dann eine Kollagenneogenese an. Man kann natürlich auch beides kombinieren und alle diese Indikationen in einer Sitzung behandeln.

Erfreulich ist auch, dass ich während der Behandlung mit einem Knopfdruck zwischen den Wellenlängen switchen kann, ohne dass etwa Gerät herunter- und dann wieder hochgefahren werden muss. Das ist wirklich nur ein Knopfdruck und schon kann ich mit dem selben Handstück mit der anderen Wellenlänge behandeln. Für den Patientenkomfort wird über einen Schlauch direkt am Handstück durch das integrierte Kühlgerät permanent kalte Luft auf das behandelte Areal geblasen, was die Behandlung für den Patienten sehr angenehm macht.

MÄC: Wie ist das Feedback der Patient*innen?

Prof. Müller­Christmann: Das allgemeine Feedback, das wir von den Patienten bekommen, ist extrem positiv: Pigmentierungen wie z.B. Altersflecken werden wesentlich weniger, die Haut wird glatter, das Hautbild sieht frischer aus und die Patienten haben einen richtigen Glow. Die Patienten sehen einfach insgesamt jünger und frischer aus. Und deswegen sind die allermeisten wirklich sehr, sehr glücklich nach diesen Laserungen. Das sind übrigens Behandlungen, die auch bei den etwas jüngeren Patienten, so zwischen 30 und 40, sehr beliebt sind, gerade diese oberflächlichere 1927-nm-Wellenlänge. Das sind Patienten, die zu mir sagen, ich möchte eine Porenverfeinerung haben. Ich möchte einfach ein bisschen frischer aussehen. Und für die ist diese Wellenlänge dann perfekt.

Dank dieser breiten Akzeptanz und Nachfrage quer durch alle Altersschichten unseres Klientels haben wir inzwischen tatsächlich ein dediziertes „Fraxelzimmer“ in Heidelberg, also einen extra Raum für diese Behandlungen, weil wir das so oft am Tag machen. Da kann ich die Patienten schon mal reinsetzen, dann werden sie eingecremt und nach einer Viertelstunde oder 20 Minuten Wartezeit lasere ich. Das geht dann ungefähr noch mal eine Viertelstunde und dann sind die Patienten auch in der Regel nach einer Dreiviertelstunde wieder aus der Praxis raus – was sowohl für die Patienten sehr angenehm wie auch für unser internes Zeitbudget bzw. die Auslastung der Räumlichkeiten und Geräte ausgesprochen vorteilhaft ist.

MÄC: Gibt es auch im engeren Sinne medizinische Indikationen, die mit dem Laser behandelt werden können?

Prof. Müller­Christmann: Auch das. Vor allem mit der 1927-nm-Wellenlänge können wir sehr gut Hautschäden wie etwa aktinische Keratosen behandeln. Gerade für Patienten mit einer entsprechenden Krankheitsvorgeschichte, die z.B. auf gar keinen Fall nochmals eine photodynamische Therapie machen würden, da diese bei ihnen zuvor mit massiven Nebenwirkungen einherging, ist der Fraxel-Laser eine sehr, sehr gute Alternative und tatsächlich für uns auch vom Ablauf her unkomplizierter. Ich trage hier eine Betäubungscreme auf, die lasse ich 20 Minuten drauf und danach kann ich direkt loslasern. Bei der photodynamischen Therapie müssen Sie die Creme ja drei Stunden drauflassen und es ist immer ein bisschen schwierig in der Praxis, die Patienten derweil „zwischenzuparken“. Und die Reaktion ist beim Laser im Anschluss auch, finde ich, viel verträglicher. Wir haben manchmal bei den Patienten nach der photodynamischen Therapie entzündliche Veränderungen gehabt und dadurch auch grippeartige Symptomatiken. Das sehen wir hier nach der Laserung überhaupt nicht.

Dieser Effekt ist übrigens deswegen besonders schön, weil auch die Patienten, die aus rein ästhetischen Gründen zu uns kommen, dann auch gleichzeitig – quasi nebenbei – etwas für ihre Hautgesundheit tun. Das ist, glaube ich, irgendwo auch das Geheimnis der Beliebtheit dieser Laserbehandlungen in unserer Praxis – die Patienten haben danach einfach ein frisches und gesundes Hautbild.

MÄC: Wie sieht es mit Narbenbehandlungen aus?

Prof. Müller­Christmann: Das geht auch sehr, sehr gut, dann natürlich mit der 1550-nm-Wellenlänge, die tiefer eindringt. Da muss man die Patienten mit herkömmlichen Narben oder auch Akne-Narben aber vorab unbedingt aufklären, dass für sie eine Sitzung nicht ausreicht, sondern sie i.d.R. mit 2-3 Sitzungen rechnen müssen. Dafür ist der Erbium:Glass-Laser gegenüber einem CO2-Laser aber auch die etwas schonendere Variante., da Sie bei letzterem doch zum einen diese Krustenbildung, wo die Leute ja erst einmal eine Woche wirklich schlimm aussehen, und zum anderen öfter mal Probleme mit einer postinflammatorischen Hyperpigmentierung haben, gerade bei etwas dunkleren Hauttypen. Nach einer Fraxel-Session haben Sie hingegen gar keine Downtime und können sofort wieder ihren normalen Alltagstätigkeiten nachgehen.

Wenn die Patienten die Praxis direkt nach der Anwendung verlassen, sehen sie bisschen wie nach einem Sonnenbrand oder vielleicht nach einer intensiven sportlichen Betätigung aus; diese kaum beeinträchtigende Rötung ist nach zwei oder drei Tagen auch wieder weg. Bei der oberflächlichen Wellenlänge – den 1927 nm des Thulium-Lasers–, sind die Patienten nicht so stark gerötet, sondern entwickeln am zweiten Tag so eine ganz, ganz feine, samtartige braune Schicht auf der Haut, die sich anschließend über zwei, drei Tage wieder abschuppt.

MÄC: Was können Sie uns zu dem anderen bereits erwähnten Gerät sagen, dem Thermage FLX?
Wie ist dessen Wirkprinzip und was sind die Hauptindikationen?

Prof. Müller­Christmann: Wie gesagt können wir mit dem Fraxel-Laser am Hautbild wirklich enorm viel machen. Was dann noch so ein bisschen fehlt, ist, dass wir nochmals die Konturen etwas stärker bearbeiten und eine tiefergehende Straffung erreichen. Und da kommt dann das Thermage-System ins Spiel, ein monopolares Radiofrequenz-System zur nicht-invasiven Straffung, Glättung und Konturierung der Haut. Durch Radiofrequenzgeräte wird ja Wärme in das Gewebe gebracht, und der entscheidende Vorteil der monopolaren Elektrode ist, dass sie ein tieferes Eindringen der Wärme ermöglicht, während eine herkömmliche bipolare Elektrode zu einer eher oberflächlichen Erwärmung führt. Thermage bringt die Radiofrequenzenergie flächig ein und wirkt im Bereich der Epidermis und Dermis, von wo aus die Wärme über Bindegewebssepten weiter nach unten geleitet wird und dort dann diesen erwünschten verkürzenden und somit straffenden Effekt hat.

MÄC: Wie läuft die Behandlung ab
und wie schnell sind die Ergebnisse zu erwarten?

Prof. Müller­Christmann: Die Anwendung mit Thermage können Sie tatsächlich ohne Betäubungscreme machen. Das heißt, der Patient legt sich hin und Sie können sofort anfangen zu behandeln. Die Behandlung dauert – je nach behandeltem Areal – 30 bis 90 Minuten und die Patienten sind sofort danach wieder gesellschaftsfähig, sie haben also gar keine Downtime. Unmittelbar nach der Behandlung sehen Sie eine leichte Rötung, die aber sehr schnell nachlässt. Das schätzen die Patienten sehr!

Das Schöne bei Thermage ist, dass Sie auch direkt nach der Behandlung einen positiven Effekt sehen – ein bisschen mehr Volumen, eine etwas stärkere Konturierung – und das sind ja nur die initialen Effekte. Das finale Ergebnis sehen wir dann nach etwa sechs Monaten, wenn die angestoßene Neokollagenese sich komplett entfaltet hat. Im Englischen gibt es einen schönen Begriff – „the gift that keeps on giving“ –, also ein Geschenk, das immer wieder Freude macht, und dieser Ausdruck passt sehr gut zu dieser Behandlung, wo Sie als Patient sowohl einen Soforteffekt als auch kontinuierliche Verbesserungen über einen längeren Zeitraum bekommen. Die Ergebnisse halten dann auch so lange an, dass frühestens nach einem Jahr eine erneute Behandlung in Frage kommt.

MÄC: Ist die Behandlung nicht relativ schmerzhaft?

Prof. Müller­Christmann: Es gab früher immer mal wieder diesen Kritikpunkt, auch im Kollegenkreis, und der war auch berechtigt, aber nur auf die Vorgängermodelle bezogen. Weil es Thermage schon so lange gibt, gibt es aktuell bereits ein System der vierten Generation – das Thermage FLX System – bei dem Vieles nochmals verbessert wurde. Neben der einfacheren Navigation über einen großen Touchscreen mit benutzerfreundlicher Oberfläche wurde dabei gerade auch ein großes Augenmerk auf den Patientenkomfort gelegt. Das neue Handstück vibriert multi-direktional während der Behandlung, was selbige wesentlich erträglicher macht, und wird auch kontinuierlich gekühlt. Und die Behandlungsdauer ist deutlich verkürzt worden, so dass wir z.B. für eine Gesichtsbehandlung nur noch ca. 30 Minuten benötigen.

MÄC: Wann kombinieren Sie eine Thermage­Anwendung mit einer Fraxel­Laserbehandlung – der Hersteller nennt dies dann wohl ein „Thermafrax“­Treatment?

Prof. Müller­Christmann: Ganz einfach: Wenn Thermage und Fraxel zusammen eingesetzt werden, können in einem Treatment alle drei Schichten der Haut behandelt werden, um sie zu straffen und zu erneuern, also Epidermis und Dermis durch den Fraxel-Laser und die tieferen Bereiche durch Thermage. Fraxel ist wunderbar für Pigmentierungen, für das allgemeine Hautbild, und mit dessen zweiter Wellenlänge komme ich auch schon bis zu 1,6 Millimeter tief ins Gewebe und erreiche eine gewisse Kollagenneubildung, aber doch in einem recht begrenzten Ausmaß. Mit Thermage bekomme ich zusätzlich eben auch nochmals diese Tiefenstraffung. Sie haben dann im Endeffekt zwei Geräte, mit denen Sie wirklich sehr, sehr viel abdecken können, und die Behandlungen können bei Bedarf selbstverständlich auch an einem Termin sequenziell bei dem selben Patienten erfolgen. Das ist einfach ein sehr schönes Gesamtkonzept, ein sehr ganzheitliches Konzept, was wir da den Patienten anbieten können, indem wir eben beide Techniken zusammen anwenden.

MÄC: Sehr geehrte Frau Prof. Müller­ Christmann, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte S. Höppner.

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